Nur etwa einen Kilometer nördlich von Münsterschwarzach liegt die kleine Gemeinde am Endpunkt des 1957 vollendeten Mainkanals, der die Volkacher Mainschleife abschneidet. Zum erstenmal wird Gerlachshausen im Jahr 918 erwähnt, als Bischof Drakulf von Freising, ein Mitglied der Familie der Mattonen und zugleich Kommendatarabt von Münsterschwarzach, dortige Güter an seine Abtei schenkte.
Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts ist in dem Ort Besitz der Herren zu Castell belegt, was ein Indiz dafür sein könnte, dass die Casteller mit den Mattonen verwandt sind. Schon für das Jahr 1115 berichtet uns die Schwarzacher Klosterchronik von einem Verkauf Casteller Güter an die Abtei durch den Grafen Heinrich von Gerlachshausen, der aus dem Geschlecht der Casteller stammte. Dieser schenkte auch die Pfarrei Gerlachshausen, welche für die Kirchengemeinden Sommerach, Nordheim, Dimbach, Schwarzenau und Hörblach die Mutterpfarrei darstellte, an die Abtei Münsterschwarzach.
Als 1227 der kinderlose Graf Ludwig zu Castell auf den Kreuzzug ging und nicht mehr wiederkehrte, entbrannte um dessen Erbe ein Streit zwischen dem Würzburger Bischof und dem Bruder des Verstorbenen, Graf Rupert V. Letzterer wollte als Mitinhaber von Vogteirechten deren vor dem Tod seines Bruders vorgenommenen Verkauf nicht hinnehmen. Allerdings unterlag Rupert im Zuge dieser gewalttätigen Auseinandersetzungen und musste 1230 einem Vergleich zustimmen, der die ehemals in Gerlachshausen innegehabten Vogteirechte beim Würzburger Fürstbischof beließ. Seine Rechte an verschiedenen anderen Orten mußte Rupert vom Hochstift Würzburg zu Lehen nehmen. So konnte es der Abtei bis zur Wende des 14. Jahrhunderts schließlich gelingen, alleiniger Grundherr in der Ortschaft zu werden und dies auch bis zur Säkularisation 1803 zu bleiben.
Auch die ritterliche Familie der Zollner, die nach Ausweis der Lehenbücher zu den Lehensleuten der Grafen Castell zählten, nannte Güter in Gerlachshausen ihr eigen. Ob das sog. Schlösschen am westlichen Ortsrand mit ihnen, anderen klösterlichen Ministerialen oder gar den Herren zu Castell in Verbindung stand, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen. Der heutige mehrstöckige Viereckbau dürfte aus dem 16. Jahrhundert stammen und erhebt sich an der Stelle eines frühmittelalterlichen Burgstalles.
Das sog. Schlösschen
Auch in Gerlachshausen sticht eine spitze Julius-Echter-Haube in den Himmel: die kath. Pfarrkirche St. Ägidius reicht baulich zwar mit ihrem Chor und Turmuntergeschoß bis ins frühe 15. Jahrhundert zurück, doch wurde der Turm um 1600 aufgestockt und 1751 ein neues Langhaus angebaut. Die qualitätvolle Inneneinrichtung mit Langhausstukkaturen und stuckmarmornen Seitenaltären von Andreas Mayer aus Dettelbach wurde ursprünglich durch Deckengemälde und Altarblätter aus der Hand des Weißenhorner Künstlers Andreas Dahlweiner komplettiert. Durch ein Unwetter des Jahres 1879 zerstört, wurden die Gemälde an Decke und Seitenaltar 1914/15 durch Eulogius Böhler aus Würzburg neu geschaffen. Aus der Zeit des frühen 15. Jahrhunderts hat sich eine Pietà und ein Hl. Urban erhalten. Einen genaueren Blick sind auch die Rokoko-Wangen des Brautgestühls wert, sind sie doch Reste der Bänke aus der nach der Säkularisation abgebrochenen Neumannschen Abteikirche Münsterschwarzach.
Gerlachshausen besitzt mit der “Grauen Marter” einen hervorragenden spätgotischen Bildstock. Heute steht an ursprünglicher Stelle an der Gemarkungsgrenze nach Sommerach eine Kopie, während sich das Original in der Friedhofskapelle zu Sommerach befindet. 1511 für den ehrsam Heinrich Zorn, Schultheiß zu Gerlachshausen errichtet, weist das reliefgeschmückte Monument oben drei Szenen aus der Leidensgeschichte Christi und seine Kreuzigung auf, während an der Front die Hl. Anna Selbdritt und das Stifterpaar gezeigt werden. Die Skulpturen verraten, was Komposition und Linienführung angeht, die Handschrift der Werkstatt Tilman Riemenschneiders. P.A.S.
Markt Schwarzach (Düllstadt, Münsterschwarzach, Gerlachshausen)
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