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Am Kreuzungspunkt alter Hochstraßen, zwischen Ebrach und Geiselwind, im weiteren Quellbereich der Reichen Ebrach, liegt Großbirkach – unter den Höhenorten des Steigerwaldes die “geschichtlich bemerkenswerteste” Siedlung (Peter Schneider). Am äußersten südlichen Rande des einst weitgehend geschlossenen Einflussbereichs der Ebracher Mönche und damit im Überschneidungsbereich unterschiedlicher Herrschaftsinteressen, war der Ort besonders im Spätmittelalter heftig umkämpft. Auch der Castell’sche Centbezirk Burghaslach erstreckte sich bis Großbirkach. Die Verbundenheit Castells mit Großbirkach reicht jedoch viel weiter zurück: Der Bau der Taufkirche St. Johannes wird in das 9. Jahrhundert datiert, als östlichstes Vorwerk der Großpfarrei Münsterschwarzach. Sie war Nachfolgerin des Klosters Megingaudshausen (bei Oberlaimbach), das 816 von Graf Megingaud aus der Familie der Mattonen, den vermuteten Vorfahren der Grafen zu Castell, gegründet wurde. Relief Johannes der Täufer, um 1040, vermutlich aus der Abtei Münsterschwarzach. Keupersandstein, 107 x 77 x 9 cm
Die ev. Pfarrkirche St. Johannes d. T. liegt außerhalb des Ortes auf freier Höhe, von einer alten Mauer mit engem Durchlass umfriedet. Aus der ältesten Bauphase stammt der frühromanische Chorturm; neben den Schallfenstern romanische figürliche Reliefsteine. Eine Seltenheit ist die Einfassung des Seitenportals mit einem “normannischen” Zickzackfries, ähnlich der Adamspforte am Bamberger Dom oder dem Portal der Dorfkirche von Bronn in der Fränkischen Schweiz. Größte Besonderheit der Kirche ist an der Nordwand im Chorraum die wohl älteste figürliche Steinplastik Frankens. Die Mitte des Hochreliefs nimmt die Figur des Hl. Johannes des Täufers ein. In seinen Händen hält er eine Scheibe mit dem Lamm, dem Symbol für Christus. Zu seiner Linken und Rechten steht jeweils ein Laie in der Tracht des 11. Jahrhundert mit zum Schwur erhobener Hand. Die Inschrift WOLFHERUS ABBAS bezieht sich auf Wolfher, Abt des Klosters Münsterschwarzach (1026-1047). Die Männer sind “tributarii”, welche dem – aus mittelalterlicher Sicht – eigentlichen Besitzer zweier zinspflichtiger Höfe, dem Hl. Johannes d. T., vertreten durch Abt Wolfher, den Lehenseid leisten. Das Relief ist eine “in Stein gemeißelte Rechtsurkunde und ein wichtiges Zeugnis für die Missionsarbeit von Münsterschwarzach im Früh- und Hochmittelalter.” (F. Büll OSB) H.S.
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