MARKT EINERSHEIM

Markt Einersheim
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Fränkische Reihengräberfelder in der Nähe des Ortes künden von der ersten Besiedlung im 6./7. Jahrhundert. Der in der Wildbann-Schenkungsurkunde Kaiser Heinrich II. von 1023 genannte Ort Wingersheim lag wahrscheinlich nahe bei Einersheim. Einresheim (Heim des Einhers) wird aber urkundlich erst 1144 in einer Urkunde von Stift Haug (Würzburg) genannt. Im gleichen Zeitraum (1148) erscheint bereits Helwic de Enrsheim als Mitglied einer ortsadeligen Familie, die vielleicht schon die Erbauer der ersten, oberhalb des Ortes gelegenen Burg war. Im 13. Jahrhundert ging die Herrschaft an die edelfreien Herren von Speckfeld, die ihren Stammsitz bei Altenspeckfeld (bei Altmannshausen) hatten; um 1300 scheint die Herrschaft an die Herren von Hohenlohe gelangt zu sein.

Villa Einrisheim wird zwar zusammen mit Possenheim und Helmitzheim auch in der Castell’schen Teilungsurkunde von etwa 1266 als Eigentum der Grafen zu Castell bezeichnet. Es bleibt aber unklar, um welche Art von Besitz es sich dabei handelte. Kaiser Karl IV. belehnte seinen Getreuen Ludwig von Hohenlohe u.a. mit Zoll und Geleit zu Enersheim under Speckfeld. Sein Enkel Johann von Hohenlohe-Speckfeld sollte jedoch 1412 kinderlos auf dem Schlachtfeld bei Kremmen fallen, so dass die gesamte Herrschaft über seine Schwestern an seine Schwäger fiel, den Grafen Leonhard zu Castell und den Schenken Friedrich von Limpurg. Nachdem die Ansprüche Dritter abgefunden waren, teilten Castell und Limpurg die Herrschaft partiell unter sich auf. Viele Güter und Rechte blieben jedoch auch in gemeinsamer Verwaltung. Vom Schloss Speckfeld erhielt Castell das Steinhaus mit dem “Steigerwald” genannten Turm als Bamberger Lehen, während die Limpurger ihre steinerne Kemenate von Würzburg zu Lehen nahmen; Hof und Burgtor blieben gemeinsam. In Einersheim erhielten die Casteller den Unterteil des Dorfes mit der Dorfmühle und die Schenken von Limpurg den oberen Teil mit der Eckelsheimer Mühle. Allein 1435 und 1445 verkauften Graf Wilhelm zu Castell und seine Gemahlin Anna ihre Anteile an Speckfeld, Einersheim, Possenheim, Hellmitzheim, Oberlaimbach, Herrnsheim, Gollhofen, Sommerhausen, Winterhausen und Lindelbach an die Limpurger, die nun in den folgenden knapp 300 Jahren Speckfeld und dann Markt Einersheim zu ihrer Residenz ausbauen sollten. Bei diesem Verkauf wurde lediglich der Speckfelder Wildbann ausgenommen, den die Grafen Castell bis 1797 besaßen, zum Teil selbst ausübten oder als Lehen vergaben. Die Casteller Wildbannkarte von 1497 ist ein frühes Zeugnis dieses ausgedehnten Jagdbezirks.

Auf dem Epitaph für den Schenken Carol v. Limpurg (†1558) und seine Ehefrau sind auch deren vierzehn Kinder abgebildet.

 

Die Schenken von Limpurg, ein altes Reichsministerialengeschlecht, das seit 1356 als Afterlehen von Böhmen das Reichserbschenkenamt innehatte, stammten aus der Nähe von Schwäbisch Hall und blühten in den zwei Hauptlinien Gaildorf-Schmiedelfeld und Speckfeld-Obersontheim. Mit dem Tod der letzten Schenken 1705 und 1713 erlosch die Familie. Ihre Reichslehen kamen an Brandenburg, der umfangreiche Eigenbesitz fiel an zehn Erbtöchter. Des Schenken Eberhards Tochter Amalie brachte die Herrschaft Speckfeld mit den Schlössern in Markt Einersheim und Sommerhausen an die holländischen Grafen von Rechteren, die hier und in Sommerhausen bis 1955 residierten.

 Der Würzburger Bischof Johann II. von Brunn und sein Hofmeister Erkinger v. Seinsheim vermitteln einen Schiedsspruch zwischen Leonhard Graf zu Castell und Friedrich Schenk von Limpurg über die Teilung des Schlosses Speckfeld und die Verwaltung der Zölle und Lehen (Würzburg, 31. Januar 1413).

 

Die ev. Pfarrkirche St. Matthäus, 1297 erstmals erwähnt, reicht mit ihren ältesten Bauteilen in die Romanik zurück und ist von einer weitgehend erhaltenen Kirchenburg umgeben. Das Langhaus wurde 1626 erweitert und mit einer hölzernen Kassettendecke ausgestattet, in deren Mitte das große Wappen von fünf Brüdern der Schenken von Limpurg 1626 angebracht wurde. Der Turm wurde 1700 erhöht und mit einer welschen Haube und Laterne bekrönt.

Die Kanzel stammt von 1652, der Taufstein mit Chronostichon von 1627 und die Orgel, ein Werk des Würzburger Meisters Johann Philipp Seufert, von 1752.

Besondere Kunstwerke aus der Renaissance sind die drei Steinepitaphien der Schenken von Limpurg, von denen das älteste rechts neben der Kanzel angebracht ist. Es erinnert an den Schenken Friedrich von Limpurg, der 1521 auf dem Wormser Reichstag gestorben ist und anschließend hierher überführt wurde. Rechts von ihm kniet seine frühverstorbene Ehefrau Katharina Gräfin von Wertheim († 1499), hinter ihm sein schon im Alter von 33 Jahren verstorbener Sohn Philipp († 1519). Darüber thront Maria mit dem Jesuskind, deren Schleier von Engeln gehalten wird. Rechts und links die Ahnenwappen der Verstorbenen. Das darüber hängende Kruzifix (1602) stammt von dem Windsheimer Meister Georg Brenck.

An der linken Chorwand befindet sich zunächst das Epitaph des Schenken Gottfried II. von Limpurg (1548-1591) und seiner Gemahlin Agnes Gräfin zu Wied († 1581), beide zu Füßen des Gekreuzigten kniend. In der Inschrift wird auch an ihren Sohn Joachim erinnert, der 1580 mit seiner Großmutter in Ortenburg (Niederbayern) gestorben war. Das dritte Epitaph stellt die Eltern des Schenken Gottfried dar, den Schenken Carol (1498-1558) und seine beiden Gemahlinnen Ottilie Gräfin zu Schwarzburg (1491-1542) und die Wild- und Rheingräfin Adelheid († 1580). Eines der 14 dargestellten Kinder ist die Tochter aus erster Ehe, Sophia, die 1557 den Grafen Georg zu Castell heiratete. Ihr Epitaph ist in der Rüdenhäuser Kirche zu sehen. Schenk Carol erteilte Einersheim 1542 das Marktrecht und führte in der Herrschaft Limpurg-Speckfeld Mitte des 16. Jahrhunderts die Reformation ein.

Das Torhaus der Kirchenburg ist hier auch das Rathaus, das 1567 errichtet und 1741 umgebaut wurde. An der reichen Fachwerkfassade ist in einer Renaissancekartusche das farbig gefasste Wappen der Schenken von Limpurg angebracht. In der Ratsstube historische Wandbilder. Auf dem Marktplatz wurde 1887 eine neue Dorflinde gepflanzt, die heute unter Naturschutz steht. Der neue Marktbrunnen von Jörg Rother erinnert mit einer Wasserträgerin an das in vielen Orten der Umgebung mühsame Wasserholen an einem Kochbrunnen mit weichem Wasser.

1685 ließ Schenk Vollrath von Limpurg das neue Schloss bauen, da die Wasserversorgung auf dem alten Bergschloss Speckfeld zu mühsam geworden war. 1859 wurde es unter dem Grafen Friedrich Ludwig v. Rechteren um einen dreigeschossigen Quadersandsteinbau im neugotischen Stil zur Straße hin erweitert. Über der Einfahrt das Wappen des Erbauers und seiner Gemahlin, der Gräfin Luitgard von Erbach-Fürstenau.

Von der Marktbefestigung sind vor allem die beiden Torhäuser, durch die der Verkehr auf der Reichsstraße Nürnberg-Würzburg geleitet wurde, erhalten. Im Würzburger Tor befinden sich die Einersheimer Heimatstuben und im Nürnberger Tor das Gemeindearchiv.

Etwa einen Kilometer nordöstlich des Ortes liegt auf einem Bergkegel die Ruine des einstigen Bergschlosses Speckfeld, das schon bald nach dem Umzug der Schenken von Limpurg im 18. Jahrhundert einfiel und niedergerissen wurde. Einzig die Ruine des “Frankenland” genannten Turms ragt noch in den Himmel. J.D.

  Ruine Speckfeld

((AbI_62_offen)) Der Würzburger Bischof Johann II. von Brunn und sein Hofmeister Erkinger v. Seinsheim vermitteln einen Schiedsspruch zwischen Leonhard Graf zu Castell und Friedrich Schenk von Limpurg über die Teilung des Schlosses Speckfeld und die Verwaltung der Zölle und Lehen (Würzburg, 31. Januar 1413).

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