Der Name Rödelsee leitet sich nicht von einem See ab, sondern von dem frühmittelalterlichen Personennamen Rodilo (Heim des Rodilo), was auch die alte Schreibweise Rotelse(e) und die mundartliche Aussprache “Rädelsa” zeigen. 1040 wird der Ort erstmals in einer Schenkungsurkunde Kaiser Heinrichs III. an das Kloster Kitzingen erwähnt. 1271 tauscht Graf Hermann II. zu Castell einen Weinberg in Rödelsee am Swaneboum gegen einen Weinberg des Klosters Ebrach am Blozenbuhel. Sein Sohn Friedrich genehmigte 1293 eine Schenkung von Weinbergen des Castell’schen Lehensmanns Heinrich Muellin an das Deutschordenshaus zu Würzburg. Im 13. Jahrhundert waren hier die Fuchs zu Rödelsee, seit dem 14. Jahrhundert aber die Ritter von Wenkheim mit mehreren Castell’schen Lehen versehen, die dann über die Berlichingen und Heßberg schließlich an die Crailsheim kamen. Die Grafen Castell waren hier aber auch selbst präsent. Um 1600 findet man in dem Ganerbendorf vier Dorfherren, die bis zum Ende des Alten Reiches die Geschicke Rödelsees entscheiden sollten: das Hochstift Würzburg, die Abtei Ebrach, die Grafen zu Castell-Rüdenhausen und die späteren Freiherren v. Crailsheim.

Eine Wasserburg, die im späten 13. Jahrhundert die Hohenlohe an die Fuchs von Dornheim verliehen hatten, existierte noch bis in das 17. Jahrhundert. Die Gebäude verfielen, die Gräben wurden zugeschüttet, und heute erinnert nur noch ein kleiner Dorfsee an die einstige Anlage. In der Nähe steht das Crailsheimer Schloss, ein schlichter, zweigeschossiger Bau mit Volutengiebeln (um 1600), der heute eine Außenstelle der Winzergenossenschaft ist. Im Hof eine Kelter von 1660. Das Hoftor mit Ornamentgewände und zwei dekorativen Löwen (18. Jh.). Herausragend im Ortsbild ist auch der Casteller Hof (Gasthaus zum Löwen), ein stattlicher, zweigeschossiger Bau von 1648. Über dem Eingang Wappen der Grafen zu Castell mit reicher Helmzier (1710). Links und rechts halten zwei Mohren die Wappen der Erbauer Nikolaus Röder (Löwe) und Georg Christoph Röschel (Schwert). Der Ebracher Hof wurde Anfang des 17. Jahrhunderts als Zehnthaus errichtet. 1712 ließ Abt Paulus Baumann den Bau erneuern, woran sein Wappen und eine Inschrift über dem Eingangsportal erinnern (heute Kindergarten und Privathaus).

  Wappen der Freiherren v. Crailsheim

Das zweigeschossige Rathaus mit zwei Rundbogentoren wurde nach dem Einsturz des Vorgängerbaus 1778 neu aufgebaut. Das Patronatsrecht an der alten Kirche stand ursprünglich der Abtei Kitzingen zu, fiel dann an die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, die in Rödelsee die Reformation einführten; noch bis 1624 waren alle Bewohner evangelisch. 1627 begannen Würzburg und Ebrach mit der Gegenreformation. Nach den Wirren des 30jährigen Krieges einigte man sich 1651 schließlich auf ein Simultaneum. Als 1770 der Turm der Simultankirche einfiel, entschloss sich jede Konfession, ihr eigenes Gotteshaus zu bauen.

Die ev. Kirche entstand 1780 im Markgrafenstil mit Kanzel und Orgel über dem Altar. Zwei Kirchenstühle mit Casteller Wappen, die früher in der Herrschaftsempore standen, stammen von Gräfin Margit zu Castell-Rüdenhausen (1886-1973), der zweiten Gemahlin des Grafen Alexander zu Castell-Rüdenhausen. Die kath. Kirche St. Bartholomäus mit Fassadenturm wurde nach den Entwürfen des Würzburger Adam Valentin Fischer gebaut und 1783 eingeweiht; klassizistische Ausstattung; das Altarbild zeigt das Martyrium des hl. Bartholomäus (1850). Die Steine zur Errichtung der Kirche stammten zum größeren Teil vom damals abgebrochenen Bergfried im Schloss Schwanberg.

Außerhalb des Ortes Richtung Iphofen liegt der von einer Mauer umgebene Jüdische Friedhof mit über 2500 Grabsteinen auf einem Areal von ca. 2 ha. 1563 verlieh Wilhelm Moritz von Hessberg ein Privileg, das den Juden die Anlage eines Friedhofs erlaubte, der sich später zu einem Bezirksfriedhof entwickelte und daher noch mehrfach erweitert wurde. Hier wurden bis 1940 Juden aus Kitzingen, Marktbreit, Mainstockheim, Kleinlangheim, Rödelsee, Wiesenbronn, Sommerhausen und vielen anderen Orten der weiteren Umgebung beerdigt (Schlüssel im “Rödelseer Markt”). J.D.

 

  Jüdischer Friedhof

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