TIEFENSTOCKHEIM

Gäste-Information Seinsheim (Tiefenstockheim, Iffigheim, Wässerndorf)
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Der Ortsname verrät, dass es sich bei Tiefenstockheim um eine fränkische Rodungssiedlung aus dem 9. oder 10. Jahrhundert handelt. Die Vorsilbe “Tiefen” taucht erst im Laufe des Spätmittelalters auf zur Unterscheidung von weiteren “Stockheims”, z. B. Fröhstockheim oder Mönchstockheim, und weist auf die tiefe Tallage des Dorfes am Breitbach hin. Erst im 12. Jahrhundert erhalten wir erste schriftliche Nachricht, als für das Domkapitel Würzburg verschiedene Besitzungen im Dorf genannt werden. Bis zu seiner Auflösung im Jahre 1803 behauptete das Domkapitel seine Vormachtstellung als größter Grundbesitzer und Dorfherr. Im Zuge der napoleonischen Reformen kam die Ortschaft 1810 an Bayern.

Das Dorfbild prägt noch heute die erhöht liegende kath. Kirche St. Peter und Paul, umgeben von Gebäuden eines ehemals befestigten Gaden-Kirchhofes. In den Jahren 2000 bis 2002 erfolgte eine umfassende Instandsetzung und Neugestaltung dieser erhaltenen Gaden und “Kirchhäuser”. Bereits im ältesten Lehenbuch des Hochstifts Würzburg wird um 1330 eine Fläche im Kirchhof dem Friedrich Hornung überlassen, sicherlich zum Bau einer Gade für die Unterbringung von Wein und Getreide. Eine gewisse Wehrhaftigkeit und die militärische Bedeutung der Anlage bestätigt ein so genanntes “Öffnungsrecht” für den Würzburger Dompropst. Im Jahre 1475 wird diesem bestätigt, dass man seine Truppen in Zeiten der Gefahr sol in den Kirghoff lassen mit zehn Pferden und als lang darinnen bleiben, biß das ihre Veind verreiten. Im 16. Jahrhundert werden insgesamt 13 Gaden und Kirchhäuser sowie sechs Keller erwähnt. Bemerkenswert erscheint, dass diese nur im Besitz der größten Bauern und der größten Winzer des Dorfes waren. Mit dem Neubau der Kirche 1631 bis 1637 und dem Erweiterungsbau von 1898 verschwanden viele Gaden und Keller, die früher einen regelrechten Ring um das Gotteshaus bildeten. Der Zugang zum befestigten Kirchhof erfolgte durch ein massives Torhaus, das im Obergeschoss die Schule und die Wohnung des Lehrers beherbergte.

Neben dem stattlichen Fronhof des Würzburger Dompropstes prägt vor allem das Rathaus den Mittelpunkt des Dorfes. 1581/82 im reich verzierten Fachwerkstil der Renaissance errichtet, bildete es das Domizil für den Schultheißen und seine Gerichtsschöffen. Außerdem fanden hier Gemeindeversammlungen und Gerichtstage statt. Besonders malerisch wirkt der zierliche Dacherker mit Uhr und das aufgesetzte Glockentürmchen. Bevor das Rathaus erbaut war, versammelte sich die Gemeinde um die Dorflinde. Noch im Jahre 1702 wird berichtet, dass man die Linten unterstützt und mit einem Ring unterfangen hat. Demnach handelte es sich um eine auf einem Holzgerüst “geleitete” Linde, die eine regelmäßige und sorgfältige Pflege erforderte. Den Standort dieser Dorflinde kann man im Bereich zwischen dem Rathaus und der Kirchenburg vermuten, der heute noch von einem mächtigen Baum dominiert wird.

  Rathaus von 1581/82

Einen besonderen Reiz strahlt die rundbogige Breitbachbrücke aus, auf deren Scheitel ein barockerSt. Nepomuk steht. Dazu kommen zahlreiche Heiligenfiguren, Bildstöcke und “Marterli” in Dorf und Flur, die von einer tiefen Volksfrömmigkeit Zeugnis ablegen. R.H.

  St. Nepomuk

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