VOGELSBURG

Tourist-Information Volkach (Eichfeld, Rimbach, Krautheim,
Obervolkach, Hallburg, Vogelsburg, Escherndorf)
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Die Vogelsburg mit ihrer sichtbaren Befestigungsanlage,dem West- und Ostwall von etwa 450 v. Chr., ist mit Funden seit der Altsteinzeit (rd. 600.000 v. Chr.) belegt und dokumentiert die Vorgeschichte der Mainschleife. Aufgrund ihrer hervorragenden topographischen und geographischen Lage – nicht nachstehend dem Würzburger Marienberg – war sie ein früher Stützpunkt der fränkischen Landnahme mit den Mainübergängen Kaltenhausen-Fahr, Astheim-Volkach und Escherndorf-Nordheim.

Mit der oft zitierten Urkunde vom 29. Juni 906 bestätigt der deutsche Karolinger Ludwig IV. dem Kloster des Hl. Bonifatius zu Fulda die von seinem Vater Arnulf von Kärnten in dessen Regierungszeit 887-899 geschenkte Fugalesburc cum capella et decimis. Es ist zu vermuten, dass diese königliche Eigenkirche mit ihren Weinzehnten – sicher aufgebaut auf einer heidnischen Kultstätte – nach der Bistumsgründung Würzburg 741/742 ihre Pfarrfunktion zugunsten der bischöflichen Pfarrsprengel Prosselsheim und Volkach verloren hat.

Wie zu Volkach und Astheim kamen die Herren zu Castell wohl um 1100 in den Besitz der fuldischen Vogelsburg mit der Kirche und der zur Burg gehörenden Gemarkung. Schon vor 900, beim Zerfall des Reichslandes an der Mainschleife, hatte die Vogelsburg ihre strategische und kirchliche Bedeutung verloren. Deshalb gelang es den Grafen zu Castell aufgrund der neuen Raumlage und der neuen herrschaftlichen Strukturen nicht, mit ihrer Vogelsburg als Zentrum ein geschlossenes Territorium aufzubauen. Aber dieses traditionsreiche, auf hohem Berg gelegene Heiligtum, ein “Symbol der geretteten Seelen” (Herder Lexikon) und Vermittler zwischen Erde und Himmel, durfte für die Grafschaft nicht verloren sein. Deshalb trat 1282 Graf Hermann II. seine Burg den Würzburger Karmeliten zur Errichtung eines Klosters ab und bestimmte bewusst die damalige Kirche zur Grablege seiner Familie. Damit war der Funktionswandel vollzogen. Anstelle der Burganlage trat ein Kloster. Und entsprechend der Tradition dieses Berges nannten die Mönche ihr Haus mit Recht MONS DEI, Gottesberg. Drei Grabplatten von Mitgliedern der Familie Castell haben sich in der Rüdenhäuser Kirche erhalten: die des Klostergründers Hermann II. zu Castell († vor 1289), des fünfjährigen Friedrich V. († 6.V.1325) und des Grafen Hermann IV. († 2.II.1363).

1525 plünderten und zerstörten die Eschern-dorfer und Astheimer Weinbauern das Kloster und die Kirche. Wenn auch die Gebäude notdürftig wiederhergestellt wurden, so erholte sich das Kloster nicht mehr. Nun wurden die Klosteranlage und die Weinberge durch einen vom Würzburger Karmeli-tenkloster eingesetzten Vogt verwaltet.

Erstmals zeigt eine Zeichnung von 1710 – vermutlich in einem Rechtsstreit vom Gericht angeordnet – Mauerreste der 1525 zerstörten Anlage, die neu gebaute Kirche, das Wohnhaus und die Gemarkung, die auf der Nordseite bis zum Main reicht. Es ist anzunehmen, dass dieser Plan das ursprüngliche Areal der Vogelsburg wiedergibt. Wahrscheinlich war auch die Vogelsburgkirche um 1500 eine Wallfahrtsstätte. Das Gnadenbild der Vogelsburg, die gekrönte Maria mit ihrem Kind( um 1500), kam anfangs des 18. Jahrhunderts in den Kreuzgang des Würzburger Domes. Seit 1797 ist das Holzrelief in der Gnadenkapelle im Würzburger Käppele zu sehen.

Mit der romantischen Naturbegeisterung im 19. Jahrhundert erhielt die Vogelsburg mit der wunderbaren, sie umgebenden Natur eine neue Funktion: Sie wurde Zentrum des Fremdenverkehrs an der Mainschleife. So berichtet Eugen Schön 1833: Die Vogelsburg sei einer der Lieblingspunkte in Franken für unsere allverehrte Königin Therese, auf dem sie als Kronprinzessin, sich im Freien an der prächtigen Aussicht öfters ergötze. Nach der Säkularisation von 1803 wurde das gesamte Areal der Vogelsburg vom Staat verkauft. Der Castell’sche Archivar Wilhelm Viehbeck rettete die Castell’schen Grabmäler und brachte sie 1809 in die Kirche nach Rüdenhausen.

Seit 1895 war die Vogelsburg im Eigentum der Familie Walther. Am 1. Januar 1957 verpachtete Philippine Walther das gesamte Anwesen an die “Gemeinschaft der Augustinus-Schwestern”, die nach ihrem Tod Eigentümer wurde. Mit der Altarweihe am 24. November 1957 war der Umbau vollendet; 1975 wurde der Innenraum der Kirche im schlichten modernen Stil neu gestaltet. Die Augustinus-Schwestern richteten nach Umbau und Erweiterung eine Tagesstätte ein, bewirtschaften das Ausflugslokal und betreiben naturgemäßen Weinbau.

Wie Weinbaulandschaft und Kunst zur Einheit verschmelzen, erlebt der Betrachter außerhalb und innerhalb des Gotteshauses der Vogelsburg. Was man auf der Aussichtsterrasse als reale fränkische Kulturlandschaft gesehen hat, erfährt man im Innern des Gotteshauses in der christlichen Bildkultur des modernen, von Lucas Gastl geschaffenen Mittelfensters des Chores, das zugleich auch das Hochaltarbild ist. Die materielle Welt der Gegenwart, der Lebensraum der Winzer um die Vogelsburg, gezeichnet in dunklen Erdfarben, ist verbunden mit der geistigen Welt, der Welt Gottes in hellen Farben. Der Hl. Augustinus vertritt die hierarbeitenden Menschen vor Gott und betet um dessen Segen. So treffen sich im Bild die materielle Welt und die geistige Welt, die kurzlebige Gegenwart und die Ewigkeit. G.E.

 

Graf Friedrich zu Castell starb 1325 als fünfjähriges Kind. Seine Grabplatte zeigt ihn mit Hunden und Vögeln spielend.

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