Der Gau-, Bach- und Ortsname Volkach mit der Grundbedeutung “Kriegsschar, Heerhaufen” gehört zu den sprachlichen Urdenkmälern der frühesten Besiedlungen am Main im ersten nachchristlichen Jahrhundert. Demnach können wir hier an der Volkach-Mündung in den Main schon einen germanischen Siedelplatz militärisch organisierter Einheiten, auch von Wehrbauern und Stammesmitgliedern annehmen.

In einer Zusammenstellung fuldischer Güter von 788 erscheint ein Höriger in Volkach. Gewissheit über die Existenz der Siedlung Volkach und ihres Raumes bringt die Urkunde vom 29. Juni 906. Ludwig IV. bestätigt dem Bonifatius-Kloster Fulda die von seinem Vater Arnulf von Kärnten in dessen Regierungszeit 887-899 geschenkten Orte (loca cum mancipiis) Obervolkach und Volkach (Folchaa superior et inferior) im Gau Volkfeld in der Grafschaft des Popo mit allen Nutzungen und Einnahmen. Volkach war eine königliche, grundherrschaftlich organisierte Siedlung mit Fronhofwirtschaft und Leibeigenen. Diese Großmark Volkach bestand aus zwei Siedlungen. Obervolkach ist die am Volkachbach gelegene “obere”, Volkach die “untere” Siedlung. Beide Teile entwickelten sich selbstständig, wobei sich der funktionsreichere Ort am Main nur noch Volkach nannte.

  Volkacher Stadtwappen (1492) an der Empore in St. Maria im Weingarten

Um 900 war an die Stelle der karolingischen Könige die Herrschaft des Reichsklosters Fulda getreten. Zu den dunkelsten Jahren der Stadtgeschichte zählt der Übergang vom Bonifatius-Kloster Fulda an die vom Reich begünstigten Territorialherren Castell und die Zisterze Ebrach. Vermutlich schon um 1100 waren die Herren zu Castell mit der Vogelsburg, der Hallburg und der Stettenburg die gebietenden Herren mit vielen Rechten und Besitzungen auch in den umliegenden Ortschaften. Mittelpunkt ihrer Herrschaft war schon von Anfang an Volkach mit seiner hervorragenden Raumlage und der Anhäufung städtischer Funktionen: Sitz des Castell’schen Vogtes, Übergangs- und Rastort, Handelsplatz, Zollstätte des Reiches, Weinbau, Großraumpfarrei St. Bartholomäus am Volkacher Kirchberg. Dazu kam der feste Wille der Grafen zu Castell, zur Wahrung und Sicherung eigener Interessen und Erschließung neuer finanzieller Quellen ihre villa Volkach zur civitas zu erheben.

Volkach wird 1230 als villa (Dorf) und 1258 erstmals als civitas (Stadt) genannt. Die Urkunde ist ausgestellt im Jahre 1258 in der Castell’schen Stadt Volkach im Hause des Ostergerus am 7. Juni. Zu diesem Castell’schen Amtssitz, dem heutigen Franziska-nerinnenkloster, gehörte schon in dieser Zeit die spätere Stadtpfarrkirche. Die kontinuierliche Entwicklung der Stadt zu einem Zentrum der Grafschaft Castell scheiterte an der Territorialpolitik der Würzburger Bischöfe und an der Uneinigkeit der gräflichen Familie. Die Folgen waren Teilungen und Verpfändungen ihrer Stadt an Gläubiger. Auch die drei Burgen der Grafschaft – Vogelsburg, Hallburg, Stettenburg – waren zur Zeit der Stadterhebung nicht mehr die Säulen, auf denen die Grafen ihr Territorium aufbauen konnten. Die Grafen zu Castell verpfändeten die Hälfte der Stadt an Heinrich von Hohenlohe. Da er aber kein Interesse an Volkach zeigte und die Grafen auf Wiedereinlösung verzichteten, verkaufte Heinrich von Hohenlohe am 27. Oktober 1328 seine Hälfte der Stadt dem Würzburger Bischof Wolfram von Grumbach.

Mit Wilhelm II. zu Castell begann der Verkauf der noch der Grafschaft gehörenden Stadthälfte Volkachs: 1447 ging je ein Drittel an Konrad von Limpurg, an Graf Otto von Henneberg und an Konrad von Weinsberg. 1479 erwarb Fürstbischof Rudolf von Scherenberg für das Hochstift Würzburg das lim-purgische Drittel und die Hälfte des weinsbergischen Drittels. So gehörten 1481 dem Würzburger Hochstift 75 Prozent der ehemals Castell’schen Stadthälfte.

Trotz der wechselnden herrschaftlichen Zuständigkeiten stärkten wichtige Privilegien die wirtschaftliche Zentralität der Stadt:

  1. Das Münzrecht wurde der Grafschaft Castell von König Wenzel am 24. Juli 1398 mit Anerkennung im ganzen Reich verliehen. In Volkach gab es um 1407 eine Castell’sche und eine Münze des Hochstifts.



    König Wenzel verleiht dem Grafen Wilhelm zu Castell das Recht, “in seiner stat zu Volkach eyne cleine muncze von pfennygen und hallern” einzurichten. (24. Juli 1398).

  2. Das Marktrecht verlieh König Ruprecht der Stadt im Jahre 1406. Die 1451 von Bischof Gottfried von Würzburg gestatteten zwei Jahrmärkte bestätigte König Friedrich III.
     
  3. Die Blutgerichtsbarkeit verlieh Bischof von Brunn der Stadt 1432 unter Trennung von der Cent Schwarzach. Die Cent Volkach umfasste die Stadt und die Gemarkung.

Das herrschaftlich-wirtschaftliche Zentrum Volkach war auch der geistlich-reli-giöse Mittelpunkt für den Raum an der Mainschleife. Volkach hatte bis 1500 zwei rechtmäßige Pfarrkirchen: die eccl. sancti Georgii oppidi volcach in der befestigten Stadt und die capella sive ecclesia in dicto monte kirchperg, die frühere Mutterkirche St. Bartholomäus. Nachdem Bischof Johann von Brunn die seit 1340 bestehende Beginenklause auf dem Kirchberg am 7. Juli 1422 schloss, war der Weg frei für die Neubestimmung des Gotteshauses als marianische Wallfahrtskirche. War doch dieser Ort schon im 14. Jahrhundert auch Stätte einer außerordentlichen Marienverehrung mit dem um 1410 gestifteten Vesperbild, dem Andachtsbild der bestehenden Marienbruderschaft.

Die althergebrachten Gewohnheiten und die damals geltenden Rechte wurden 1404 als das “Recht der Stadt Volkach” aufgeschrieben und von den Ältesten des Rates beschworen. Verständlich, wenn die drei damals regierenden Stadtherren, Bischof Rudolf II. von Scherenberg, Graf Otto von Henneberg und Philipp von Weinsberg, die in Volkach praktizierten stadtinternen Rechtssätze außer Kraft setzten und durch ein einheitliches Herrschaftsrecht, die Stadtordnung von 1484, ersetzten. Trotz dieser Stadtordnung blieb Volkach in den unsicheren Zeiten um 1500 führungslos. Weder die Grafen zu Castell noch die Stadtherren Henneberg und Weinsberg zeigten an der Mainstadt Interesse.

In den Jahren des herrschaftlichen, sozialen und geistlichen Umbruchs arbeitete im alten gotischen Rathaus seit 1481 glücklicherweise ein gebildeter und auch fortschrittlich denkender Stadtschreiber, Notar und Schulmeister namens Nikolaus Brobst. Das Ergebnis seiner 1504 datierten Handschrift, als “Salbuch” und vom Verfasser selbst als “offenes Stadtbuch” bezeichnet, ist eine Kostbarkeit. Herzstück dieses 527 Blätter umfassenden Folianten ist das in Wort und auf 120 farbigen Federzeichnungen dargestellte Volkacher Stadtrecht.

Nachdem das Würzburger Hochstift 1510 den letzten Henneberg’schen Teil der Stadt erworben hatte, und auch Graf Johann II. zu Castell 1514 und sein Bruder Wolfgang I. 1520 auf ihre Wiederkaufsrechte verzichteten, war der Fürstbischof von Würzburg bis 1803 alleiniger Stadtherr von Volkach. Außer in den Gemeinden Krautheim, Eichfeld und Obereisenheim besaßen die Grafen zu Castell nun keine Rechte mehr im Gebiet der Mainschleife. Es war das Ende einer großen Vergangenheit. Aber die Verbundenheit zwischen dem Fürstenhaus Castell und der Stadt Volkach ist bis in die Gegenwart fruchtbar geblieben.

Das seiner Stadt von Fürstbischof Konrad III. von Bibra 1544 verliehene Wappen führt an die Wurzeln der Geschichte der Stadt zurück: Neben dem fränkischen Rechen links trat rechts an Stelle der Castell’schen Vierung der schräg fließende Volkach-Bach im goldenen Feld.

Entsprechend der großen Marienverehrung konnte die Reformation in der Stadt keinen nachhaltigen Erfolg verbuchen. Zeugnis hierfür ist das beständige Bemühen des Volkacher Rates zur Wiederbelebung der Wallfahrt und das Anbringen der “Rosenkranzkönigin” von Tilman Riemenschneider im Chorbogen der Wallfahrtskirche St. Maria am Kirchberg im Jahre 1524.

Nicht die Not trieb die Volkacher Häckerbürger mit den aufrührerischen Bauern 1525 gegen die Zollner zu Gaibach, Rimbach und Hallburg – sie plünderten die Kartause Astheim und zerstörten die Vogelsburg – sondern der Zorn über vorenthaltene und beschnittene Rechte. Wenn auch die Volkacher dem geistlichen Stadtherren Fürstbischof Konrad von Thüngen am 9. Juli 1525 den Huldigungseid leisteten, so war ihr Freiheitswille und ihr Stolz nicht gebrochen. Das 1544 vom Würzburger Baumeister N. Steinmetz erbaute Rathaus im modernen Stil der Renaissance ist dafür der beste Beweis. Ein weiterer repräsentativer Renaissancebau bereichert die Stadt: 1540 kaufte das Domkapitel eines der größten Anwesen der Stadt und errichtete hier 1544 seine domkapitel’sche Kellerei.

Was die Gegenreform betrifft, so profitierte die Stadt von den Anordnungen des Fürstbischofs Julius Echter. Er ließ die Befestigungsanlage der Zweitorestadt von Grund auf erneuern: das Obere Tor 1597 und das Untere Tor 1573-1579 mit ihren doppeltürmigen Vortorhäusern. 1607 stiftete Julius Echter das Bürgerspital für die Armen und Kranken.

Auch Volkach litt unter den Lasten des Dreißigjährigen Krieges. Am 9. November 1631 wurde die Stadt von den Schweden eingenommen, am 19. August 1632 von ihnen geplündert, 1638 brannten die Bürger, um sich gegen die französisch-weimarischen Truppen zu wehren, die obere Vorstadt ab, und am 18. Februar 1648 wurde das Rathaus von den Reitern des Königsmarck’schen Leibregiments geplündert und das Archiv zerstört.

Allein an Seuchen starben von 1611 bis 1640 1.308 Bewohner der Stadt. In diesen furchtbaren Zeiten gelobten die Volkacher 1646 die Wallfahrt nach Burgwindheim, die bis heute durchgeführt wird.

1803 wurde die hochstiftische Amtsstadt Volkach bayerisch, 1805 großherzoglich und kam 1814 endgültig an die Krone Bayerns.

Volkach war Sitz eines Landgerichtes bis 1862, eines Bezirksamtes von 1862-1872 mit den Landgerichten Volkach und Dettelbach, eines Amtsgerichtes, eines Rentamtes, eines Physikats und des katholischen Dekanats.

Zu den notwendigen Aktivitäten der Stadtverwaltung gehörte:

  1. Die Erweiterung der Stadtfläche nach Osten und Südosten. Es erfolgte der Durchbruch der Westmauer und der Bau des Weihertores (vor 1804), der Nordostdurchbruch mit dem Zeilitzheimer oder Bachtor (vor 1833)und die Öffnung der Ostmauer (1875). Grundrissverändernd auf das Stadtbild wirkten zwei Großbrände: der Brand am 23. Juni 1804 – er vernichtete ein Viertel der umwehrten Stadtfläche mit 120 Häckerhäuschen im östlichen Stadtbereich – und das Großfeuer am 18. Juli 1859 in der Oberen Vorstadt. Es zerstörte die St. Michaelskapelle von 1684/86, die 1864 wieder aufgebaut wurde, und weitere 12 Anwesen.
     
  2. Der Neuordnung der Verwaltungsbehörde und der Stadtfläche musste die Umstrukturierung der mittelalterlichen Wirtschaft folgen. Sie begann mit der Erforschung des Naturraumes, der Kulturlandschaft, der Geschichte und der Kunst durch anerkannte Naturwissenschaftler, Ärzte und Theologen. Ebenso bedurfte es einer agrarwirtschaftlichen Neuordnung. Diese führte zum Ablösen der Rebe als Primärfrucht mit Monokulturcharakter zugunsten des absatzorientierten Wein-, Obst-, Spargel- und Getreidebaues.

Aber noch immer standen risikoreiche und teure Achsenfrachten der Absatzsteigerung innerhalb Bayerns und darüberhinaus entgegen. Am 21. August 1892 fand die Einweihung der neuen steinernen Rundbogenbrücke über den Main statt, die die Fähre ersetzte. Mit der Eröffnung der 11 km langen Eisenbahnlinie Seligenstadt – Volkach war die Region Mainschleife endlich an das deutsche Eisenbahnnetz angeschlossen.

Auch Romantiker entdeckten die Mainschleife. Die mainfränkische Landschaft wurde darstellenswert und bildwürdig. Die romantische Naturbegeisterung war “Ausdruck eines neuen bürgerlichen Lebensgefühls” und die Geburtsstunde des Fremdenverkehrs. Er war einer der Auswege aus der Wirtschaftskrise des 19. Jahrhunderts, wenn er sich auch erst nach 1945 voll entfalten konnte. Er ist zu einem der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren der Stadt und der Mainschleife geworden.

Am 6. Februar 1945 fielen nach Artilleriebeschuss amerikanische Bomben auf die Stadt; am 7. April 1945 sprengten deutsche Pioniere wenige Stunden vor der Besetzung durch die Amerikaner die Rundbogenbrücke über den Main. Aber für den Aufbau einer leistungsfähigen Wirtschaft waren für die Stadt und die Region der Neubau einer Mainbrücke Voraussetzung. Am 6. März 1949 wurde die heutige Mainbrücke dem Verkehr übergeben. Der Rhein-Main-Donau-Umgehungskanal mit Baubeginn 1950 und Inbetriebnahme 1958 – mit Anlegestelle auf Volkacher, mit Kraftwerk und Wehr auf Astheimer Seite – brachte den Anschluss an die deutschen und europäischen Wasserstraßen.

Seit 1929 hatte die Stadt wichtige Ämter verloren. Aber mit der Gebietsreform 1972 und der 1978 gebildeten Verwaltungsgemeinschaft mit den Winzergemeinden Sommerach und Nordheim erhielt die Stadt ihre administrative Zentralität zurück. Volkach ist Wirtschaftsraum für die Agrarprodukte Wein, Obst und Spargel, sowie für Industrie, Handel und Gewerbe. Volkach ist auch Standort der Bundeswehr.

Um die Stadt Volkach und die Mainschleife zu erleben, lädt die Stadt zu einer Wanderung entlang der Volkacher Kulturstraße ein. Sie beginnt auf der Vogelsburg, erreicht durch die Weinberge in Astheim das “Museum Kartause Astheim” und führt zum Zentrum der Stadt mit Marktplatz, Marktbrunnen und dem 1544 erbauten Renaissancerathaus mit der doppelläufigen Treppe.

Auf dem Weg zum Oberen Markt erreicht man die spätgotische Stadtpfarrkirche St. Bartholomäus (1413-1442 Bau des Chores, 1472-1512 des dreischiffigen Langhauses und 1512-1597 des siebengeschossigen Turmes mit dem rechteckigen Aufbau); den Renaissancebau der früheren Kellerei des Domkapitels von 1545. Es folgen das Obere Tor von 1597 und der Obere Markt mit der 1982 geweihten ev. Pfarrkirche St. Michael, die ein spätgotischer Tympanon Mariä Krönung von 1450 schmückt.

  Chor und Turm der Stadtpfarrkirche St. Bartholomäus (15./16. Jh.)

Vom Marktplatz links abzweigend führt die Hauptstraße zu weiteren bedeutenden Bauwerken der Stadt: dem Schelfenhaus, dem städtischen “Museum Barockscheune” und dem ehemaligen Amtsgericht mit Rundbogen und Jahreszahl 1605.

Das Schelfenhaus, 1719 erbaut vom Volkacher Bürger Georg Adam Schelf, zeigt mit seiner großbürgerlichen Atmosphäre des ausgehenden Barocks prunkvolle Innenausstattung: hervorragende Stuckdecken und einen Ofen von 1711 mit Reliefs biblischer Szenen. Heute ist das städtische Schel-fenhaus eine Feier-, Kultur- und Tagesstätte.

 Nach dem Unteren Tor führt der Weg zur 1440-1480 erbauten gotischen Wallfahrtskirche St. Maria am Volkacher Kirchberg. Das Marienheiligtum beherbergt wertvolle Kunstwerke: die Pietà, das Gnadenbild (um 1410), die Hl. Anna Selbdritt (um 1520) und Riemenschneiders letztes Marienbild, die Rosenkranzmadonna von 1524. Ihr Raub im August 1962 und ihre spektakuläre Wiederbeschaffung bewegte damals ganz Deutschland. Dr. Gerhard Egert

  Rosenkranzmadonna (1524), farbige Fassung von 1849

  Reste der Stadtmauer am Franziskanerinnenkloster, dem ehem. Castell’schen Amtssitz

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Tourist-Information Volkach (Eichfeld, Rimbach, Krautheim, Obervolkach, Hallburg, Vogelsburg, Escherndorf)
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