WÄSSERNDORF

Gäste-Information Seinsheim (Tiefenstockheim, Iffigheim, Wässerndorf)
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Wässerndorf wird in mittelalterlichen Urkunden häufig Westerndorf oder Westendorf geschrieben, vermutlich weil es westlich von Seinsheim liegt, das bis heute politischer und kirchlicher Bezugspunkt geblieben ist. Grabungsfunde der sogen. Bandkeramikerkultur verweisen bereits in die Jungsteinzeit (4500 bis 1800 v. Chr.), das heutige Dorf entstand jedoch wohl erst im Rahmen der fränkischen Landnahme im frühen Mittelalter. 1263 verkaufte Gisela von Hemersheim, Witwe des Gottfried von Seinsheim, Güter zu Wässerndorf an das Hochstift Würzburg. Spätestens seit dieser Zeit waren die Ritter von Seinsheim also in Wässerndorf begütert und machten den Ort mit dem Schloss zu einem ihrer wichtigsten Ansitze, nach dem sich später auch die Linie Hohenkottenheim-Wässerndorf benannte, die aber 1529 ausstarb. Wässerndorf fiel an die Erlacher Linie, aber schon 1502 hatte Johann “der Starke” zu Schwarzenberg zwei Viertel der Herrschaft gekauft. Als maßgeblicher Verfasser der Bamberger Halsgerichtsordnung (1507), kaiserlicher Statthalter, später markgräflicher Rat und Hofmeister, machte er eine steile Verwaltungskarriere. Der Verfasser zahlreicher humanistischer Schriften war einer der frühesten Förderer der Reformation, die er auch in seinen Landen einführte. Sein Sohn Friedrich konnte schließlich die andere Hälfte der Herrschaft Wässerndorf an das Haus Schwarzenberg bringen, bei dem der Besitz bis zur Enteignung durch die Nationalsozialisten 1936 verblieb. Das Schloss war mittlerweile in das Eigentum der Freiherren von Pölnitz übergegangen.

Etwas erhöht über dem Dorf liegt die eindrucksvolle Ruine des 1555 von Friedrich zu Schwarzenberg auf den Resten einer Vorgängerburg errichteten Schlosses, das seit dem 17. Jahrhundert vornehmlich als Sitz des Vogteiamtes Wässerndorf fungierte. Das Amt umfasste am Ende des Alten Reiches ganz oder anteilig die Dörfer Großlangheim, Herrnsheim, Hüttenheim, Iffigheim, Obernbreit, Seinsheim und Wässerndorf. Die von Türmen, einem Mauerring und einem Wallgraben umgebene Ruine ist heute durch einen Baumgürtel begrünt. Der Zugang führt über eine steinerne Brücke durch den halbrunden Torturm in den Schlosshof, der von den dreigeschossigen Mauerwänden der ehemaligen Wohn- und Wirtschaftsgebäude umgeben wird. Am 5. April 1945 kam es beim Einmarsch der amerikanischen Streitkräfte zu einem tragischen Ereignis. Nachdem ein amerikanischer Offizier in der Nähe von Wässerndorf gefallen war, ließ der mit dem Gefallenen befreundete Offizier das Schloss samt Inventar in Brand schießen. Bis auf wenige Stücke wurde alles ein Raub der Flammen. Darunter befanden sich auch Bestände des Staatsarchivs Würzburg, u.a. die Säkularisations-Akten, die Adelsarchive der Rechteren-Limpurg-Speckfeld und der Truchseß von Wetzhausen.

Ruine des 1555 von Friedrich zu Schwarzenberg auf den Resten einer Vorgängerburg errichteten Schlosses.

 

Die kath. Kirche St. Cyriacus liegt am Rande des Dorfes am Iffbach und wurde nach einer Inschrift im Scheitel des Chorbogens 1496 als spätgotische Saalkirche fertig gestellt. Das mit einem Dachreiter bekrönte Langhaus besitzt drei Fensterachsen und spitzbogige Fenster mit Maßwerk. Im Chor befinden sich zwei herausragende Grabdenkmäler der Familie von Seinsheim. An der linken Chorwand das Epitaph für Kilian von Seinsheim, der nach der Inschrift 1502 gestorben ist. Das Reliefbild zeigt den Verstorbenen, wie er zu Christus betet: O fili dei miserere mii (O Sohn Gottes erbarme Dich meiner). Hinter sich hat er seine Mütze an einen Ast gehängt. Ungewöhnlicherweise wird er nicht, wie bei adligen Grabdenkmälern des Mittelalters üblich, in Ritterrüstung dargestellt, sondern trägt einen weiten Mantel mit dem Fürspängerorden. Links das Wappen Seinsheim, rechts Seckendorff. Gleichfalls von sehr guter Qualität ist das Sandsteinepitaph für den Grafen Friedrich zu Schwarzenberg († 1570) und seine Gemahlin Sabina Reuß von Plauen († nach 1619). Er wurde mit seinen Brüdern und Vettern 1566 auf dem Reichstag zu Augsburg von Kaiser Maximilian II. in den Reichsgrafenstand erhoben und war Mitbesitzer von Hohenkottenheim und Wässerndorf. Über dem Gesims Gottvater mit Engeln und als Bekrönung die Wappen der Schwarzenberg und Reuß. Ferner Grabstein für Apollonia von Seinsheim, geb. von Seckendorff, Gemahlin des Erkinger von Seinsheim-Hohenkottenheim und Mutter des oben genannten Kilian, mit dem Reliefbild der Verstorbenen; Grabstein für Martin von Seinsheim († 1480). In der Leibung des südlichen Chorfensters befinden sich vier gemeißelte Wappen, u.a. von Seinsheim und den Landschaden von Steinach. Auf dem Taufstein steht eine Holzgruppe, Christus und Johannes den Täufer darstellend (um 1700).

Epitaph für Kilian von Seinsheim († 1502). Der zum Erlöser Betende hat seine Mütze hinter sich an einen Ast gehängt.

 

1938 mussten die Einwohner von Bonnland in der Rhön ihre Heimat verlassen, da der Ort Teil des Truppenübungsplatzes Hammelburg wurde. Die Bevölkerung wurde weitgehend auf das ehemalige Schlossgut Wässerndorf umgesiedelt und brachte die Grabdenkmäler aus der Bonnländer Kirche mit, die heute neben der modernen ev. Kirche in einer Epitaphienhalle aufgestellt sind. Auffallend ist das Renaissancegrabmal des Philipp von Thüngen († 1572); an der rechten Seitenwand das Grabmal der Emilie Friederike Freifrau von Gleichen-Rußwurm (1804-1872), der jüngsten Tochter des berühmten Dichters Friedrich von Schiller, die mit dem Schlossherrn von Bonnland verheiratet war. Auch in der Mauer des alten Wässerndorfer Friedhofs befinden sich noch Grabsteine aus dem 17. Jahrhundert. J.D.

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